Die Suche und wie Sie uns fand…

Am Anfang war die Suche:

Ein wenig Orientierungslos, bisher die meisten Segelboote nur von außen gesehen, haben wir uns für ein Boot interessiert.
Wir wollten aus reiner Neugier schauen was es so gibt. Bei den ersten Recherchen im Internet auf den einschlägigen Plattformen und Foren durchgehangelt. Dabei auf Schlagworte gekommen wie: Langfahrtschiff, Cruiser, Cruiser Racer, Selbstbau Kasko, Segeltragzahl, Kielgewichte, Motion Comfort Ratio, Sail Area Displacement Ratio, KVS Winkel, Rumpfgeschwindigkeit, CE Klassifizierungen, Ballast/Displacement ratio, etc.
Um das erstmal alles zu erfassen habe ich Monate damit verbracht das genannte uvm. zu sortieren um dann für mich festzustellen dass dies alles nur blasse Theorie ist. Viele von den genannten Faktoren spielen natürlich irgendwo eine Rolle, eben Ihre eigene Rolle die in einem Zusammenhang auch Sinn macht. Jedoch diese Werte halfen mir insofern erstmal nicht also dass Sie meine Unsicherheit noch mehr steigerten.
Also fassten wir den Entschluss uns ins Auto zu setzen, Hotels klar zu machen und an den Wochenenden Boote anzuschauen. Wir haben so einige schöne Tage in Holland verbracht, gut gegessen, viel im Auto gefahren und ansonsten einige Marinas und Händler abgeklappert.
Wir sind aus dem ein oder anderen Schiff entsetzt wieder „raus gestolpert“ und auch in diesem Fall immer wieder festgestellt dass alles ein Lernprozess ist, es geht auch darum zu lernen was man nicht will.
Wir haben uns auch Schiffe angeschaut die über unserem Budget lagen, wir wollten schließlich ein Gefühl dafür bekommen was man für sein Geld so erwarten kann. diese Phase dauerte gute zwei Jahre, bis wir unsere „schöne“ fanden.

Schiffstypen die wir uns anschauten:

Elan 34, sportliches, Slup getakeltes partial Rigg, älteres Baujahr (vor 2000), Innenausbau recht gute Qualität, meistens in recht gutem Zustand aber nicht unbedingt Modern mit ausreichend Platz. Immer wieder war hier das Teak Deck angeschraubt und sanierungsbedürftig, dass man befürchten musste das Sandwich Laminat könnte bereits in Mitleidenschaft gezogen sein oder vielleicht durchnässt sein.
Nach zwei Schiffen die wir uns genauer anschauten habe ich hier nicht weiter gesucht. Das Risiko, dass hier hohe Kosten anfallen könnten, hat uns abgeschreckt.
Dieses Boot ließ in mir die Überzeugung reifen dass ich kein Boot mit Teak Deck möchte, zwar schön aber sehr Kosten Intensiv.

Compromis 999, Fahrtenschiff mit Mittel Cockpit, Slup getakeltes top Rigg, dieses Schiff hatte es uns angetan.
Ich habe viel darüber gelesen, wir haben uns viele angeschaut, der Innenausbau wertig, praktisch, für vier Personen ausreichend, viel Stauraum, einfaches solides Rigg. Ab 1999 wurde der Rumpf auch mit besserem Harz laminiert.
Leider scheint dieser Bootstyp auch nicht der schnellste zu sein, was mich aber persönlich nicht sonderlich gestört hätte.
Bedauerlicherweise haben wir nur Schiffe finden können die entweder nicht unserem Anspruch an den Zustand zufrieden stellen konnten oder Sie waren einfach viel zu teuer.

Bavaria 30, 31, 32 verschiedene Modelljahre, der Volkswagen der Küstenmeere und manche auch auf der Hohen See anzutreffen.
Allesamt schöne Schiffe wie wir finden, Natürlich sind es keine HR, Najad oder ähnliches. Aber die Qualität, gerade im Innenraum und von der vorhandenen Ausrüstung, hält dem Vergleich mit anderen Serien Booten durchaus stand und liegt zum Teil sicher auch darüber, je nach Baujahr. Wir haben einige schöne Boote gefunden die uns gefallen hätten. Merkwürdigerweise waren oft die Charterschiffe mit die teuersten. Gute Schiffe zum moderaten Preis waren immer sofort vergriffen.
Bavaria ist beliebt! Wahrscheinlich ist das der Grund dass manche sie so sehr verteufeln? Wer weiß… 🙂

Dehler 32, 33, 34, 35, 36 Varianten CWS etc., Sportliche Slup mit partial Rigg, gute sportliche Segler, einige bekannte Segler bescheinigen Ihnen nur „beste Segeleigenschaften“.
Für unseren Geschmack aber auch relativ hochpreisig, mit beschränktem Innenraum bei den kleineren Modellen, besonders die Stehhöhe der kleineren Schiffe ist sehr begrenzt, dazu kam noch das der Innenausbau uns nicht sehr angesprochen hat. Zu viel „Plastik“, dazu nicht sehr hell.
Wir haben uns einige angeschaut, das CWS (Central Winch System) fand ich gut.
Die Boote die unserem Budget entsprachen und vielleicht noch gefallen hätten waren entweder relativ alt oder sie waren in einem relativ schlechten Zustand.

Najad’s, HR’s, Selbstbau/Ausbauten, Contest 32/33/34, Scanmar., wir haben uns hier viele Schiffe angeschaut, keines dass auch nur annähernd in unser Budget passte war in einem Zustand dass es erlaubt hätte direkt los zu segeln.
Jetzt mag man fragen was denn hier das Budget hergab. Dazu mal ein Vergleich.
Wenn ein Teakdeck einer „kleinen HR/Najad“ im Restaurationsbedarf bis 20k (qm ca. 1300€ incl Abriss) Kostet, dann ist dies schon ca. der Preis für eine ältere Contest 33.
Die Contest benötigt aber auch nochmal ca. 20k für Refit. Für diesen Betrag bekommt man schon brauchbare, viel jüngere Serien Boote.
Bei den Selbst/Bauten/Ausbauten war alles zu sehr Stückwerk, man merkt einfach immer dass hier Selbstbauer am Werk waren. Was an sich nichts verkehrtes ist, bestimmt ist es ein tolles Gefühl ein Schiff selbst gebaut zu haben und dann auch zu segeln.
Für mich als Käufer hat aber immer das Problem „mitgeschwungen“ dass ich einfach die Qualität der Arbeiten nicht wirklich einschätzen konnte. Selbst Gutachter gaben mir zu verstehen dass Selbstbauten nur sehr schwer einzuschätzen sind, sowohl die Qualität als auch der Wert.
Dabei stellte ich fest, weil wir selbst nicht in der Nähe eines möglichen Liegeplatzes wohnen, es für uns nicht infrage kommt eine solche „Baustelle“ anzuschaffen.
Alle die o.g. Schiffe, so schön Sie auch sind (das wurde nie in Zweifel gestellt), kamen für uns aus diesen Gründen nicht infrage und ich wurde mir immer sicherer, ein Serienbau Schiff ist für uns das richtige.

Hanse 311, 312, 315, 320, Fahrten Schiffe mit sportlicher Ausrichtung, gute Segeleigenschaften, Innenausbau wertig und hell mit zweckmäßiger Ausrüstung, genießen eigentlich einen guten Ruf. Relativ hochpreisig wie wir fanden, bis…..


Die erste Begegnung:
Ich bin mal wieder alleine nach Holland gefahren und um mir potenziell interessante Boote anzuschauen. Bis dahin hatten mein Frau und ich schon einige Schiffe angeschaut und wusste mittlerweile was Ihr an einem Schiff wichtig ist.
Ja, ich finde dass die Meinung des Partners natürlich eine gewichtige Rolle spielt, auch wenn das nicht immer Gründe betrifft bei denen es um Seetüchtigkeit oder Geschwindigkeit geht.
Jedenfalls habe ich mir eine VanDeStadt 34 (Selbstbau), eine Catalina 34 angeschaut, hatte auch noch ein wenig Zeit und ein weiteres Schiff auf dem Rückweg, die Hanse 315 in Workum NL, anzuschauen.
Sie Stand hier bei einem Händler auf dem Lagerbock seit fast 1 Jahr, mir ist das Schiff bis dahin schon öfter aufgefallen, allerdings war der eigentliche Preis gute 20% über meinem Budget, so wie alle Hanse 315/312/311 bis dahin, wir hatten uns deswegen nie wirklich die Mühe gemacht hier genauer hin zu schauen.
Der geforderte Preis war zu diesem Zeitpunk gerade gesenkt worden, wohl auch neu eingestellt, es weckte jetzt meine Neugier da es nun auch preislich in attraktivere Regionen kam.
Angekommen traf ich zunächst auf die übliche Gleichgültigkeit? der Verkäufer. Ich bin mir oft nicht sicher ob diese wirklich vorhanden ist oder das man erstmal dem Interessenten die Möglichkeit geben möchte das Objekt in Ruhe zu besichtigen.
Zunächst war meine Begeisterung verhalten, außen war es zwar an sich sauber, und das Antifouling war relativ neu, auf Deck aber waren einige Leinen schon richtig steif, Moos sammelte sich hier und da, nicht viel, trotzdem hatte nicht den Eindruck als wollte man sich übermäßig Mühe geben das Schiff los zu werden. Der Verkäufer sagte mir auch gleich als er mir den Schlüssel gab, das er im Namen eines Kunden verkaufe.
Die Lazy Jack leinen auf der einen Seite hingen herunter und die letzte Reinigung schien Wochen her zu sein. Außerdem hatte der Rumpf dringend eine Politur nötig. Das Dunkelblau (ok Marine Blau), hatte schon richtige Schlieren am Bug.
Da ich aber nun schon einmal da war wollte ich nun auch alles sehen um ggf. wenigstens zu wissen, was ich von diesem Schiffsmodell halten kann. Die Hanse 315 – Bj. 2006 ist bekanntermaßen ja eine Weiterentwicklung der beiden Vorgänger, 311 & 312, und das Layout sowie die Inneneinrichtung unterscheidet sich nicht so sehr.
Als ich das Schiff aufschloss war ich zunächst positiv überrascht dass mir nicht der übliche muffige Geruch entgegen schlug, der, wie mir später auffiel, vorhandene Entfeuchter leistete wohl ganze Arbeit.
Im Boot erwartete mich, trotz des relativ dunklen Furniers ein heller Innenraum. Ich schaute mir den Motorraum an, blitz blank, genau wie der Motor selbst, alle Schapps, selbst wenn nicht ausgeräumt, waren sauber. Matratzen, Polster, in Ordnung und Sauber, der Boden nicht abgewetzt, die Einrichtung kaum „Macken“ und nur wenige Gebrauchs Spuren.
Es sind auch ausreichend Handläufe an Niedergang und auf Kopfhöhe in der Pantry, um sich bei Lage entlang zu hangeln.
Die Segel, SW Fock, 130% Genua, Groß durchgelattet, wenn auch alt so ca. 8 Jahre, die Nähte, allesamt einwandfrei, keine sichtbaren Stellen vom Schamfilen also immer gepflegt und repariert. Ich war begeistert!
Da war aber immer noch der Preis, ich konnte mir das Schiff so nicht leisten. Wollte aber trotzdem nochmal mit dem Verkäufer über die kleineren Mängel sprechen, die an sich aber bestimmt nicht so viel im Preis ausgemacht hätten.
Wahrend des Gesprächs habe ich durchblicken lassen dass dieses Schiff gefällt, es aber über meinem Budget liegt. Er gab mir zu verstehen dass dieses Schiff aus einem Nachlass stammt und wohl mittlerweile eine gewisse Ungeduld mitspielt was den Verkauf betrifft und „ich könnte ja mal ein Angebot abgeben!“. Mit diesen Worten im Ohr trennten wir uns und ich fuhr zurück nach Hause.
Tags darauf schwärmte ich meiner Frau vom Boot vor, Ich hatte einige Bilder gemacht, die ich Ihr dabei zeigte. In den folgenden Tagen kam das Thema immer wieder zur Sprache und meine Begeisterung wollte nicht nachlassen.
Ich entschloss ich mich, wieder mit dem Verkäufer Kontakt aufzunehmen um ein Angebot zu machen das ich damit begründete, dass kleinere Mängel vorhanden sind, ich das Schiff noch begutachten lassen muss und ich einfach nicht mehr Geld zu Verfügung habe. 🙂
Ich hörte am Telefon ein tiefes Einatmen des Händlers als ich Ihm den Preis nannte der mir vorschwebte, nach kurzer Diskussion war er aber bereit dem Verkäufer diesen Preis vorzuschlagen. Drei Tage und zwei Telefonate später hatten wir uns geeinigt, vorbehaltlich dem Ergebnis eines Gutachtens vom dem ich alles abhängig machte.
Ich habe hier zunächst das Schiff für einen kleinen Betrag auf den Zustand der Wesentlichen Komponenten Motor, Rumpf (Feuchtigkeit) und Rigg/Segel checken lassen. Als das ok war habe ich den Auftrag erteilt alle im Angebot erwähnte Ausrüstung und auch alles andere zu überprüfen.
Zwischenzeitlich habe ich mit dem Händler den Kaufvertrag verhandelt und mit meiner Frau die Vorhandenen Papiere auf Vollständigkeit geprüft. Außerdem das Schiff mit Ihr zusammen nochmal genau in Augenschein genommen.
Nachdem das Gutachten einen durchweg guten Zustand bescheinigte und der Verkäufer alle noch ggf. vorhanden Mängel beseitigt hatte war es dann soweit, ich überwies den Kaufbetrag und vereinbarte einen Termin zur Abholung was dann auch am 31.8. erfolgte.

Sie wartete auf uns…


Warum ein eigenes Schiff?:

Was sind die beiden glücklichsten Tage im Leben eines Schiffseigners?
„Der Tag an dem man das Schiff anschafft und der Tag an dem man verkauft!“
Das oder etwas ähnliches hört man immer wieder, wie so oft im Leben ist eben auch in jedem Scherz ein Teil Wahrheit.
In diesem Fall kann ich auch nur begrenzt mitreden denn ich habe Sie ja noch nicht wieder verkauft, habe das auch nicht vor.
Warum wollten wir ein eigenes Schiff, ich habe darauf keine klare Antwort außer, ich Wollte es eben.
Es ist eben wie viele andere Hobbies auch eine Leidenschaft und keine reine Rechenaufgabe bei der man fragen kann „lohnt- oder rentiert es sich?“, denn das tut es bei einem Hobby fast nie!
Natürlich gibt es auch vielleicht günstigere Wege auf einem Boot unterwegs zu sein indem man chartert, dabei dann auch flexibler ist, was die Reviere angeht.
Wir möchten ohne lang- oder mittelfristige Planungen in der Lage sein los zu fahren. Dabei wollen wir uns auf einem Boot befinden bei dem wir wissen was uns erwartet und wir die Ausrüstung kennen. Dabei stört wenig dass wir eigentlich an das Revier gebunden sind in dem wir uns gerade befinden. Mittelfristig, mit ein wenig Planung, kann man das Schiff auch in andere Reviere bringen.
Dann, zu guter letzt, es ist etwas anderes wenn man auf „sein“ Boot kommt als wenn man auf einer „Charter Ziege“ für eine Woche Platz nimmt. Das geht bei dem Gefühl zu diesem Objekt los und endet damit, dass man an dem Schiff individuell alles anpassen kann wie man es möchte. Das ist dann eben auch etwas grundsätzlich anderes.

Technische Basisdaten und Layout