Schon einige Zeit spiele ich mit dem Gedanken, ein Törn im Watt zu machen. Da war aber immer die eigene Unsicherheit, in Bezug auf die Gezeiten und die damit verbundenen Herausforderungen.
Nämlich Strömung, Wind und Wasserstand beim Festlegen der Route und Befahren zu Berücksichtigen.
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Irgendwann sprach ich mit anderen Seglern, die bereits Watterfahrung haben, über meine Bedenken im Watt zu segeln.
Den Befürchtungen wurde dann meistens etwas entgegengesetzt wie, Du hast die Kenntnisse zu Gezeiten Bestimmung und kannst mit deinem Boot umgehen? Dann mache es….!
Weitere Ratschläge, höre auf die Fahrempfehlungen der Hafenmeister und schaue Dir die oft ausgehängten Gezeitenpläne an, immer schön im Fahrwasser bleiben und auch erstmal die Seegatten meiden, gerade wenn die Bedingungen nicht optimal sind, um ein Gefühl für das ganze Geschehen zu bekommen.
So haben wir es dann auch gemacht und es wurde ein spannender, wenn auch relativ kurzer, Törn.
Die eigentliche, recht optimistische Planung sah vor, sofern das Wetter es zulassen sollte, in sieben Tagen folgende Route zu fahren: Lemmer -> Kornwerdersand/Harlingen -> Vlieland -> DenHelder -> DenOever -> Lemmer gerne aber auch diese Route in anderer Richtung, je nach Wind.
Das würde uns die Möglichkeit geben, auch bei schlechterem Wetter den ein oder anderen Tag abzuwettern oder uns auch einfach nur mal einen Tag Pause zu gönnen.
„Planning meets Reality“, wie man schon vermuten kann, kommt nicht alles so wie man möchte und so kam auch der Wind aus der „falschen“ Richtung.
Deshalb segelten wir erstmal, mit einem Tag Verspätung kurzerhand von Lemmer nach Urk, weil der Wind aus WNW sonst nur Kreuzen zugelassen hätte.
Am folgenden Tag konnten wir dann aber bei zunächst mäßigem Wind, später dann eher Flaute, den zweiten Schlag von Urk nach DenOever machen.
Dort dann, zum ersten mal überhaupt, verbachte ich eine Nacht in einem Gezeitenrevier im Waddenhaven DenOever.
Sicherlich nicht der schönste Hafen aber, in Anbetracht der Umstände, doch ein für mich bleibendes Erlebnis.
Weiter ging es dann, nach dem Warten auf die Flut, mit dem Ebbstrom nach DenHelder, meine erste Gezeiten Fahrt!
Bei Wind aus SW immer schön im Fahrwasser, hoch am Wind bei ~4bft unter voller Fock und im zweiten Reff und mehrmaligem Kreuzen, nachdem wir dann am Flach „Bollen“ vorbei waren, kreuzten wir mit Kurs West bis in den Texelstrom rein, und nach einem letzten Holeschlag, mit KüG SSW direkt den Hafen Den Helder, bei strahlendem Sonnenschein, anzulaufen.
In der Nacht frischte der Wind, wie vorhergesagt, weiter auf. Ich wollte aufgrund des vorhergesagten Starkwind (~7bft) besser nicht durch das Molengatt in die Nordsee fahren. Zu groß das Risiko, zu gering die Erfahrung. Eine Nachfrage beim Hafenmeister des „Konjinklijke Marine Jachtclub“ in dem wir die Nacht verbrachten, bestärkte mich in dieser Entscheidung.
Also, nach einem Blick auf die Wettervorhersage der kommenden Tage neues Ziel Kornwerdersand.
Also mit einsetzender Flut den Texelstrom hoch, bei bis zu 7bft, Raumschots im dritten Reff und stark gereffter Fock, um die Luvgierigkeit zu minimieren, nachdem wir im Texelstrom vor Oudeschild erstmal einen Sonnenschuss machten.
Die Welle hielt sich dabei in Grenzen, wir sollten später im Ijsselmeer noch anderes erleben.
Nach ~3h und 26sm erreichten wir die Lorentzsluis am Kornwerdersand und konnten auch direkt durchfahren.
Aufgrund der anhaltenden Starkwindvorhersage auf für die kommenden Tage mit ~6bft aus SSW, die richtige Entscheidung, nicht noch, wie ursprünglich geplant, nach Harlingen zu fahren.
Wieder im Ijsselmeer zurück stand die typische Hackwelle, mit ~1.5m, gegen uns. Ich wollte unter diesen Bedingungen aber auch keinen der NE gelegenen Häfen anlaufen, Medemblik war auch keine Option, weil wir nicht 3-4h voll gegen an Motoren wollten, also zurück nach Lemmer, wo wir dann gegen 21:00 mit 56.5sm auf der Logge und eine Gesamtfahrtzeit von ~10h für diesen Tag eintrafen. Was sich im Rückblick auf die Wetterlage der folgenden Tage wiederum als die richtige Entscheidung herausstellte.
Schlussendlich waren wir zwei Tage vor der Zeit wieder zurück in Lemmer, jedoch hat uns dieser Segeltag mit dem Starkwind und der darauf folgenden Motorfahrt bei Hackwelle einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil wir doch ziemlich fertig waren. So haben wir das Boot noch am Donnerstag geräumt und am Freitag Mittag die Heimreise angetreten.